Eine Autorenlesung als Live-Veranstaltung – endlich wieder Kultur pur!
Tatsächlich war es nun doch noch möglich und erlaubt, am Ende dieses turbulenten Schuljahres eine echte Live-Veranstaltung für die neunten Klassen durchzuführen! Und natürlich haben wir diese einmalige Chance sofort genutzt, indem wir den Schriftsteller Dirk Reinhardt zu uns für eine Lesung aus seinem Jugendroman „Über die Berge und über das Meer“ eingeladen haben. In zwei Lesung mit je „anderthalb“ Klassen (um die Hygieneauflagen zu wahren) stellte Herr Reinhardt zunächst die Hintergründe für die geschilderte Fluchtgeschichte vor. Der Roman spielt anfangs in Afghanistan, in dem Soraya zur Protagonistin der Handlung wird. Sie wird von ihren Eltern als siebte Tochter beim Mullah zum Sohn erklärt und genießt dadurch alle Freiheiten und Rechte eines Jungen bis zur Pubertät. Als sie jedoch 14 Jahre alt wird, werden die Taliban (afghanische, selbst ernannte „Gotteskrieger“) auf sie aufmerksam und verbieten ihr, das Haus zu verlassen. Dadurch darf sie nicht mehr zur Schule gehen und kann ihre Freiheiten in der Natur nicht mehr ausleben, was sie sehr verzweifeln lässt. Ihr Vater spürt ihr Unglück und befiehlt ihr, nach Istanbul zu einem alten Bekannten der Familie zu fliehen. Parallel erfährt der Leser von Tarek, einem guten Freund von Soraya, der als Hirtenjunge aufwächst. Seine Familie bekommt Überlebensprobleme wegen des Klimawandels, der in Afghanistan deutlich sichtbar wird. Daher entschließt auch sein Vater, dass Tarek fliehen soll und zwar nach Deutschland. Von dort aus soll er die Familie in Afghanistan finanziell unterstützen. Beide Jugendliche treten eine gefährliche Flucht an, bei der sie sich sogar wieder begegnen, sich aber nicht helfen können. Der Roman erzählt kapitelweise jeweils aus der Sicht entweder von Soraya oder aus der Sicht von Tarek, wodurch man als Leser sehr nahe an die beiden Schicksale herangeführt wird.
Seine Lesung von mehreren Stellen aus dem Buch hat Herr Reinhardt wie auch in seinen früheren Lesungen aus anderen Büchern mit realen Fotos hinterlegt. Denn für diesen Plot hat er ebenfalls sehr genau recherchiert, um seinen Lesern ein plausibles Leseerlebnis vermitteln zu können. Dies ist wiederum vollauf gelungen.
Im Anschluss an die Vorstellung des Romans fragten die Neuntklässler noch nach dem Alltag eines Schriftstellers, nach seinen Eingebungen, aber auch nach einigen Inhalten aus dem Buch. Z. B. wollten sie wissen, ob Soraya sich während ihrer Zeit als „Junge“ trotzdem als Mädchen gefühlt hat oder nicht. Herr Reinhardt beantwortete sämtliche Fragen ausführlich, sodass man sich hinterher ein genaues Bild seines Berufs machen konnte.
Es war wirklich eine wundervolle Mußestunde, in der wir alle zusammen endlich wieder Kultur pur spüren und erleben durften.